Definition der Inkontinenz beim Mann
Der Oberbegriff der Inkontinenz (Harninkontinenz) umfasst eine Reihe von Begriffen, die verschiedene Störungen oder Erkrankungen der Blase und Harnableitungssysteme betreffen. Betroffene Personen mit einer Harninkontinenz sind selbstständig nicht dazu in der Lage, den eigenen Abgang von Urin kontrollieren und bewusst steuern zu können. Dabei verlieren betroffene Männer in regelmäßigen Abständen, jedoch völlig unwillkürlich, größere oder kleine Mengen Urin.
Schätzungen zufolge leidet jeder zehnte Mann ab 65 Jahren an einer Form der Harninkontinenz. Aufgrund des oftmals schambehafteten Umgangs mit diesem Thema dürfte die Dunkelziffer jedoch weitaus höher liegen, auch bereits in jüngeren Jahrgängen.
Die verschiedenen Formen der Harninkontinenz beim Mann
Je nach Ursache oder dem Vorliegen möglicher Grunderkrankungen sind verschiedene Formen der Harninkontinenz bei Männern möglich.Die häufigsten Formen der Harninkontinenz bei Männern
Unter den vielen Formen der Harninkontinenz treten bei Männern manche Formen häufiger auf als andere. Die Häufigkeit mancher Formen variiert nach Geschlecht und Alter der betroffenen Person. Die häufigste Form der Harninkontinenz bei Männern ist die Dranginkontinenz.Die Dranginkontinenz
Bei einer vorliegenden Dranginkontinenz verspüren die betroffenen Männer oft einen intensiven Harndrang, der mit unkontrolliertem und ungewolltem Harnverlust einhergeht. Unterschieden wird zwischen motorischer und sensorischer Dranginkontinenz. Mögliche Ursachen können physiologisch, psychiatrisch und neurologisch vorliegen.Die Belastungsinkontinenz
Die Belastungsinkontinenz wurde früher auch als Stressinkontinenz bezeichnet. Bei dieser Form der Harninkontinenz besitzt der Verschlussmechanismus der Harnröhre eine Funktionsstörung. Ungewollter Harnverlust droht dann bei einem Druckanstieg im Bauchraum und kann je nach Schweregrad der Belastungsinkontinenz beim Tragen, Lachen, sportlichen Aktivitäten oder sogar bei einfachen Positionswechseln im Liegen erfolgen.Die Mischinkontinenz
Die Mischinkontinenz bei Männern umfasst eine Mischung aus Drang- und Belastungsinkontinenz. In der Folge kommt es dabei zum unkontrollierbaren Harnverlust, während gleichzeitig ein meist starker Harndrang vorliegt. Der Grund dafür ist eine Verschlussschwäche der Harnröhre, während eine überaktive Blase vorliegt.Die Überlaufinkontinenz
Typisch für eine Überlaufinkontinenz bei Männern ist die kontinuierliche und nicht kontrollierbare Abgabe von Urin. Eine vollständige Entleerung der Blase findet nicht statt. Die Blase läuft aufgrund einer Blockade der Harnableiter voll und überdehnt sich. Als Folge können Nierenerkrankungen auftreten. Mögliche Ursachen können Tumore, Harnsteine, Vergrößerungen der Prostata oder altersbedingt sein.Weitere und seltene Formen der Harninkontinenz beim Mann
Neben den bekannten und häufig vorkommenden Formen von Harninkontinenz bei Männern gibt es noch weitere, weniger bekannte Formen. Zu ihnen gehört die extraurethrale Inkontinenz. Bei dieser Form kommt es zu einem Austritt von Urin unter Umgehung der physiologischen Harnröhre aufgrund von Gewebeschädigungen oder Fistelgängen. Eine Reflexinkontinenz tritt vorzugsweise bei einer Querschnittslähmung auf, da beschädigte oder fehlgebildete Nervenbahnen für diese Form der Inkontinenz verantwortlich sind. Nächtliches Bettnässen, die sogenannte Enuresis, kommt zwar selten vor, gehört jedoch auch zu den Formen der Harninkontinenz, an denen Männer leiden können.Symptome der Harninkontinenz beim Mann
Die Harninkontinenz als Oberbegriff steht für viele Formen der Inkontinenz beim Mann. Daher sind die Symptome sehr vielseitig und können einzeln, aber auch kombiniert auftreten. Das wichtigste Symptom, das auf alle Formen der Harninkontinenz zutrifft, ist jedoch der unkontrollierte und unwillkürliche Verlust von Urin. Weitere Spezifikationen sind möglich nach Ursache und Art der Funktionsstörung bei der Harnableitung.Nykturie – der nächtliche Harndrang
Bei nächtlichem Harndrang muss der Betroffene seinen Nachtschlaf unterbrechen und einen Toilettengang durchführen, um die Nachtruhe wieder aufnehmen zu können. Nykturie kann als unangenehm und belastend empfunden werden, da ein Durchschlafen für den Betroffenen nicht möglich ist.Pollakisurie – häufiges und portioniertes Wasserlassen
Die Pollakisurie ist eine spezielle Form der möglichen Miktionsbeschwerden. Häufiger Harndrang und führt zu einer gesteigerten Anzahl von Toilettengängen, ohne dabei die Urinmenge zu erhöhen. Betroffene empfinden dieses Symptom als sehr einschneidend und für den Verlust von Lebensqualität verantwortlich.#Imperativer Harndrang – plötzlich, unerwartet und krampfhaft
Ein starker und unangenehmer Harndrang mit oftmals schmerzhaften Kontrakturen und Krämpfen der Harnblasenmuskulatur. Betroffene Männer empfinden dies oft als stark belastend, da durch das vorherrschende Gefühl ein Toilettengang nicht verzögert werden kann.Unruhezustände und Einschnitte in der Lebensqualität
Bei einer Harninkontinenz, ganz gleich welcher Form, sind Unruhezustände durch Ungewissheit und Unsicherheit aufgrund der vorherrschenden Einschränkungen für betroffene Männer Alltag, besonders in gesellschaftlicher oder fremder Atmosphäre. Bei manchen Personen kann es vorkommen, dass diese sich aus dem gesellschaftlichen Leben zurückziehen.Vielseitige Formen, Ursachen und Symptome
Welche möglichen Symptome und allgemeine Beschwerden vorherrschen, ist stark abhängig von der Form der Harninkontinenz, den möglichen Ursachen, aktuellen Lebensumständen und Alter des betroffenen Mannes. Symptome können einzeln oder in Kombination auftreten.Therapie und Behandlung
Bevor Maßnahmen zur Therapie oder Pflege bei Inkontinenz getroffen werden können, steht die diagnostische Erfassung der Harninkontinenz und deren Variation.Die Diagnostik und Ursachenforschung bei Harninkontinenz
Für viele betroffene Männer beginnen die diagnostischen Maßnahmen durch ein Gespräch bei ihrem Hausarzt / Urologen.Anamnese und Erstgespräch
Anhaltende Probleme bei Toilettengängen oder sogar Harnverlust sind ein erstes Anzeichen für eine beginnende Harninkontinenz. Auch, wenn die mit einem Tabu behaftete Thematik von vielen Männern gescheut wird, kann eine ärztliche Abklärung sinnvoll sein und einen großen Teil an Lebensqualität an den Betroffenen zurückgeben. Eine Erfassung der Toilettengänge über einen Zeitraum von 3 Tagen hilft dem Allgemeinmediziner, einen ersten Verdacht zu erhärten und gegebenenfalls eine Überweisung zum Facharzt zu veranlassen. Eine ausführliche Anamnese der Krankengeschichte ist überaus sinnvoll, wie bei jeder diagnostischen Maßnahme.Fachärzte für die Abklärung einer Harninkontinenz beim Mann
Für die Abklärung einer Harninkontinenz können sich Männer an Fachärzte mehrerer medizinischer Fachrichtungen wenden. Die meisten Betroffenen wählen ihren vertrauten Hausarzt für eine erste Abklärung der Symptome und Begleiterscheinungen.
Weitere Fachärzte sind:
- Ärztin/Arzt für Allgemeinmedizin
- Fachärztin/Facharzt für Urologie
- Fachärztin/Facharzt für Neurologie
- Urologie-Ambulanz am Krankenhaus
Weiterhin kann, wenn keine Ursache gefunden worden ist, eine psychiatrische Abklärung erfolgen, da Stress und Depressionen begünstigende Faktoren für eine Harninkontinenz darstellen.
Therapeutische Behandlungsmöglichkeiten der Harninkontinenz
Ziel ist dann eine Verbesserung der Situation oder eine Linderung der Beschwerden, etwa durch die Versorgung mit Inkontinenzartikeln. Hier stehen Medizinern eine Vielzahl von Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten zur Verfügung, je nach vorliegender Form der Inkontinenz beim Mann.Anticholinergika und die Möglichkeit einer medikamentösen Therapie
Anticholinergika sind eine Möglichkeit, Harninkontinenz bei Männern im Rahmen einer medikamentösen Behandlung zu therapieren. Sie werden eingesetzt, um den Botenstoff Acetylcholin im parasympathischen Nervensystem zu unterdrücken. Die Therapie ist nicht für jede Form der Inkontinenz geeignet.Ergänzende Therapie durch pflanzliche Heilmittel
Pflanzliche Heilmittel, wie Brennnessel, Heublumen, Preiselbeeren und Cranberrys können bei betroffenen Personen als medikamentöse Therapie oder unterstützende medikamentöse Therapie eingesetzt werden.Psychotherapie bei psychiatrischer Ursache
Eine Psychotherapie kann betroffenen Männern helfen, wenn Stress und Depressionen als Ursachen der Harninkontinenz infrage kommen.Versorgung mit Inkontinenzartikel und unterstützende Maßnahmen der Therapie
Bei einer Harninkontinenz kann die Versorgung mit Inkontinenzartikeln eine große Entlastung für die Betroffenen darstellen. Inkontinenzprodukte vermitteln Sicherheit und ein Gefühl der Ruhe, sie geben damit einen hohen Anteil an Lebensqualität zurück. Weitere unterstützende Maßnahmen verbessern die Situation der betroffenen Person und können im Alltag unterstützend verwendet werden.
Dazu gehören:
- Physiotherapie / Sport
- Kontinenz- und Toilettentraining
- Verhaltenstherapie
- Nervenstimulation
Operative Eingriffe bei körperlichen Ursachen
Sind eine Verengung der Harnröhre oder sogar Harnsteine die Ursache einer Harninkontinenz, so kann ein operativer Eingriff unter Umständen zur Behebung der Funktionsstörung führen.Ursachen einer Harninkontinenz
Ursachen, die zu einer einschränkenden Harninkontinenz beim Mann führen, sind vielfältig und nicht immer eindeutig auffindbar. Größtenteils finden sich Ursachen der Harninkontinenz direkt an der Blase, dem Harnableitungssystem oder im zentralen Nervensystem. Viele ungünstige Faktoren begünstigen eine Harninkontinenz im hohen oder auch schon jungen Alter.Die Adipositas – Übergewicht
Durch starkes Übergewicht kann sich der Druck innerhalb des Bauchraums auf den Beckenboden erhöhen. Durch eine vermehrte Einlagerung von Fettgewebe wird eine Bindegewebsschwäche auch ungünstig gegenüber der Beckenbodenmuskulatur ausgelöst.Lebensgewohnheiten
Bewegungsmangel, Rauchen und eine ungesunde Ernährungsweise sind Faktoren und Auslöser für Harninkontinenz bei Männern, sowie vielen anderen Grund- und Folgeerkrankungen.Altersbedingte Ursachen
Die altersbedingte Inkontinenz ist auf das Alter mit seinen Folgeerscheinungen als Ursache ausgelegt. Durch altersbedingte Veränderungen in Gewebe, an Muskulatur, an Organen und durch altersbedingte Erkrankungen ausgelöste Ursachen werden hier zugeordnet. Medikamente und die Vergrößerung der Prostata beim Mann begünstigen diese Entwicklung.Ursachen durch medikamentöse Therapie
Medikamente bestimmter Wirkstoffgruppen können durch langfristige Einnahme eine Harninkontinenz beim Mann begünstigen – darunter fallen beispielsweise Diuretika, ACE-Hemmer, Benzodiazepine und Antidepressiva.Grunderkrankungen und chronische Leiden
Chronische Erkrankungen der Atemwege, neurologische Erkrankungen, chronische Harnwegsinfekte und Folgeschäden an Gefäßen und Nerven durch Grunderkrankungen wie Diabetes Mellitus sind oftmals Auslöser für eine Harninkontinenz beim Mann, sogar schon in jüngeren Jahren.Einer Harninkontinenz gezielt vorbeugen
Es gibt viele Grunderkrankungen und Faktoren, die sich negativ auf die Entwicklung einer Dranginkontinenz auswirken. Doch, wie kann man einer Dranginkontinenz gezielt vorbeugen?Vorbeugende Maßnahmen gegen Harninkontinenz
Bereits in jüngeren Jahren kann einer Harninkontinenz gezielt vorgebeugt werden. Eine gesunde Lebensweise, der Verzicht auf Alkohol- und Tabakprodukte sowie ausreichende Bewegung sind Faktoren, die eine Harninkontinenz in späteren Jahren günstig beeinflussen.
Weitere vorbeugende Maßnahmen sind:
- Training der Beckenbodenmuskulatur
- Vermeidung zu starker körperlicher Belastung
- Reduktion Übergewicht und gesunde Lebensweise
- Sportliche Betätigung und ausreichende Bewegung
- Reduktion von Tabak- und Alkoholgenuss
- Richtiges Toilettentraining und regelmäßiger Stuhlgang
- Reduktion harntreibender Getränke mit Koffein und Kohlensäure
Fazit
Die Harninkontinenz beim Mann ist für viele Betroffene immer noch ein Thema, das mit Verschwiegenheit behandelt wird. Dabei sind Diagnostik und Ursachenforschung präzise genug, um adäquate Behandlungs- und Therapievorschläge unterbreiten zu können. Ein weiterer Vorteil ist das ständig wachsende Sortiment an Hilfsmitteln, um betroffenen Männern mit einer Form der Harninkontinenz zu helfen, Lebensqualität und Sozialkontakte zu erhalten.Eine gesunde Lebensweise sowie ausreichend Bewegung helfen dabei, eine Harninkontinenz beim Mann bis ins hohe Alter günstig zu beeinflussen.