Lexikon

Multiple Sklerose

Krankheitsbild und Symptome

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, die durch eine Entzündung der Schutzhüllen der Nervenfasern (Myelinscheiden) und Schädigung der Nervenzellen selbst gekennzeichnet ist. Diese Entzündungen führen zu Vernarbungen (Sklerose) im Gehirn und Rückenmark und können verschiedene Symptome verursachen. Die Symptome von MS sind sehr vielfältig und hängen davon ab, welche Bereiche des Nervensystems betroffen sind. Die Symptome können schubartig oder allmählich auftreten und sich im Laufe der Zeit verschlimmern.

Zu den häufigsten Symptomen gehören:

Sehstörungen: Verschwommenes Sehen, Doppelbilder oder eine Verminderung der Sehschärfe können erste Anzeichen für eine MS-Erkrankung sein.

Sensibilitätsstörungen: Kribbeln, Taubheitsgefühl, ein "Ameisenlaufen" oder ein Brennen in den Armen, Beinen oder im Gesicht können Symptome von MS sein.

Muskelsteifheit und -schwäche: MS kann die Kontrolle und Koordination von Bewegungen beeinträchtigen, was zu Muskelsteifheit und -schwäche führen kann.

Koordinationsprobleme und Gleichgewichtsstörungen: Schwierigkeiten bei der Koordination von Bewegungen oder beim Gleichgewicht können Symptome von MS sein.

Fatigue: Müdigkeit und Erschöpfung sind häufige Symptome von MS und können sich auf die Fähigkeit auswirken, alltägliche Aktivitäten auszuführen.

Beeinträchtigung der kognitiven Fähigkeiten: MS kann Gedächtnisprobleme, Konzentrationsstörungen und andere kognitive Beeinträchtigungen verursachen.

Blasen- und Darmprobleme: MS kann die Kontrolle über die Blase und den Darm beeinträchtigen, was zu Inkontinenz oder Verstopfung führen kann. 

MS ist eine chronische Erkrankung, die bisher nicht heilbar ist. Es gibt jedoch verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, die darauf abzielen, Symptome zu lindern, Schübe zu reduzieren und das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. Dazu gehören Medikamente zur Reduktion der Entzündungsreaktionen, Physiotherapie und ergotherapeutische Maßnahmen, um die Mobilität und Selbstständigkeit zu erhalten, sowie psychologische Unterstützung, um die Bewältigung der Erkrankung zu erleichtern. Eine individuelle und umfassende Behandlung durch einen Neurologen oder einen MS-Spezialisten kann dabei helfen, die Symptome der Erkrankung zu kontrollieren und die Lebensqualität zu verbessern.

Arten von Multiple Sklerose

Es gibt verschiedene klinische Verlaufsformen der Multiplen Sklerose (MS), die sich hinsichtlich ihrer Symptome und ihres Krankheitsverlaufs unterscheiden. Die wichtigsten Formen von MS sind:

1. Schubförmig remittierende MS (RRMS): Diese Form ist die häufigste Verlaufsform und betrifft etwa 85% der Menschen mit MS. Bei der RRMS treten Schübe auf, das sind Phasen, in denen neue Symptome auftreten oder bestehende Symptome verschlimmert werden. Zwischen den Schüben können die Symptome ganz oder teilweise zurückgehen (remittieren).

2. Sekundär progrediente MS (SPMS): Bei einigen Menschen entwickelt sich die RRMS im Verlauf der Zeit zu einer sekundär progredienten Form. Das bedeutet, dass die Krankheit allmählich fortschreitet, auch wenn keine deutlichen Schübe mehr auftreten. Es können jedoch weiterhin Schübe oder Phasen mit Verschlechterungen auftreten.

3. Primär progrediente MS (PPMS): Etwa 10-15% der Menschen mit MS haben von Beginn an eine primär progrediente Form. Bei dieser Form schreitet die Krankheit kontinuierlich voran, ohne dass Schübe und Remissionen auftreten. Die Symptome können sich im Laufe der Zeit allmählich verschlimmern.

4. Progressive Schubförmige MS (PRMS): Dies ist eine seltene Form der MS, die sowohl Schübe als auch eine allmähliche Verschlechterung der Symptome beinhaltet. Die Symptome können zwischen den Schüben nur teilweise zurückgehen.

Es ist wichtig anzumerken, dass die Verlaufsformen von MS variabel sein können und sich im Laufe der Zeit ändern können. Einige Menschen können zunächst mit einer RRMS diagnostiziert werden und später in eine SPMS übergehen. Die genaue Verlaufsform der MS kann individuell unterschiedlich sein und hat Auswirkungen auf die Behandlungsmöglichkeiten und die Prognose. Es ist wichtig, dass die Behandlung und Betreuung von Menschen mit MS individuell angepasst wird, um ihre spezifischen Bedürfnisse zu berücksichtigen.

Behandlung

Die Behandlung der Multiplen Sklerose (MS) zielt darauf ab, die Symptome zu lindern, das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen und Schübe zu reduzieren. Es gibt verschiedene Behandlungsansätze für MS, einschließlich medikamentöser Therapien, symptomatischer Behandlung und unterstützender Therapie.

Hier sind einige gängige Ansätze:

Disease-Modifying Therapies (DMT)

Diese Medikamente werden eingesetzt, um das Fortschreiten der MS zu verlangsamen und die Häufigkeit und Schwere von Schüben zu reduzieren. Es gibt verschiedene DMTs zur Auswahl, darunter Interferone, Glatirameracetat und verschiedene immunmodulatorische Medikamente. Die Auswahl des richtigen DMTs hängt von individuellen Faktoren wie dem Verlaufsprofil der Krankheit, der Schwere der Symptome und der Patientenpräferenz ab. Ein Neurologe oder MS-Spezialist kann die beste Behandlungsoption empfehlen.

Symptomatische Behandlung

Multiple Sklerose kann eine Vielzahl von Symptomen verursachen, die individuell behandelt werden müssen. Dies kann die Verwendung von Medikamenten zur Linderung von Spastizität, Fatigue, Schmerzen oder Blasenproblemen beinhalten. Physiotherapie, Ergotherapie und sprachtherapeutische Maßnahmen können helfen, die Mobilität zu verbessern, die Selbstständigkeit zu fördern und die kognitiven Fähigkeiten zu unterstützen.

Unterstützende Therapie

Eine umfassende Betreuung und Unterstützung bei Multiple Sklerose ist wichtig, um die Lebensqualität zu verbessern. Dies umfasst die psychologische Betreuung und den Umgang mit den emotionalen Auswirkungen der Erkrankung, die Beratung zu Lebensstilmodifikationen wie einer gesunden Ernährung und regelmäßiger Bewegung sowie die Bereitstellung von Hilfsmitteln zur Verbesserung der Mobilität und zur Bewältigung des Alltags.

Rehabilitation

Rehabilitationsprogramme können Menschen mit Multipler Sklerose dabei helfen, ihre körperlichen Funktionen, ihre Mobilität und ihre Unabhängigkeit wiederzuerlangen oder zu verbessern. Dies kann stationär in Rehabilitationszentren oder ambulant durchgeführt werden und beinhaltet oft physikalische Therapie, Ergotherapie und andere therapeutische Ansätze.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Behandlung von Multiple Sklerose individuell angepasst werden sollte. Ein Neurologe oder ein MS-Spezialist kann eine umfassende Bewertung durchführen und die am besten geeigneten Behandlungsoptionen empfehlen. Regelmäßige ärztliche Betreuung und die Einhaltung des empfohlenen Behandlungsplans sind wichtig, um den Verlauf der Erkrankung zu kontrollieren und die bestmögliche Lebensqualität zu erreichen.

Pflegebedürftigkeit

Menschen mit Multipler Sklerose (MS) können in einigen Fällen pflegebedürftig werden, insbesondere wenn die Erkrankung fortschreitet und schwere Beeinträchtigungen der körperlichen und kognitiven Funktionen auftreten. Die Pflegebedürftigkeit bei MS kann sich in verschiedenen Bereichen manifestieren:

1. Unterstützung bei der täglichen Grundpflege: Fortgeschrittene MS-Symptome wie Muskelsteifheit, Koordinationsprobleme, Schwäche oder Fatigue können die Fähigkeit beeinträchtigen, alltägliche Aufgaben wie Körperpflege, An- und Auskleiden oder die Nahrungsaufnahme selbstständig zu bewältigen. In solchen Fällen können Unterstützung bei der Grundpflege und Pflegehilfsmittel erforderlich sein.

2. Mobilitätshilfen: Im Verlauf der MS kann es zu Beeinträchtigungen der Mobilität kommen, wie z. B. Gehschwierigkeiten oder einer eingeschränkten Fähigkeit, sich selbstständig fortzubewegen. Die Verwendung von Gehhilfen, Rollstühlen oder anderen Hilfsmitteln kann notwendig werden, um die Mobilität zu verbessern und die Sicherheit zu gewährleisten. In solchen Fällen kann Unterstützung bei der Nutzung und Handhabung dieser Hilfsmittel erforderlich sein.

3. Blasen- und Darmmanagement: MS kann auch Auswirkungen auf die Kontrolle von Blase und Darm haben, was zu Inkontinenz oder Schwierigkeiten beim Toilettengang führen kann. Unterstützung bei der Bewältigung dieser Probleme und bei der Verwendung von Hilfsmitteln wie Inkontinenzartikeln, Kathetern oder Stuhlmanagement-Techniken kann erforderlich sein.

4. Kognitive Unterstützung: Fortgeschrittene MS kann kognitive Beeinträchtigungen verursachen, wie z. B. Gedächtnisprobleme, Konzentrationsstörungen oder Probleme mit der Informationsverarbeitung. In solchen Fällen kann eine unterstützende Betreuung bei der Organisation des Alltags, der Bewältigung von Aufgaben und der Kommunikation erforderlich sein.

Es ist wichtig anzumerken, dass nicht alle Menschen mit MS pflegebedürftig werden. Der Verlauf der Erkrankung variiert stark und viele Menschen mit MS können ein hohes Maß an Selbstständigkeit aufrechterhalten. Der Unterstützungsbedarf hängt von individuellen Faktoren wie dem Schweregrad der Symptome, dem sozialen Umfeld und der Verfügbarkeit von Unterstützungssystemen ab. Eine frühzeitige Planung und Beratung mit einem Neurologen, einem Pflegespezialisten oder einem Sozialarbeiter kann dabei helfen, den individuellen Unterstützungsbedarf festzustellen und geeignete Pflegemaßnahmen zu treffen.

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