Lexikon

Belastungsinkontinenz

Die Belastungsinkontinenz ist eine spezielle und oft auftauchende Form der Harninkontinenz bei Frauen und Männer. Sie wurde früher auch als. Stresskontinenz bezeichnet und wird in mehrere Schweregrade, je nach Fortschreiten der Funktionsstörung, eingeteilt.

Definition der Belastungsinkontinenz

Die Belastungsinkontinenz oder auch Stressinkontinenz genannt ist eine Form der Harninkontinenz. Sie betrifft Frauen physiologisch bedingt häufiger als Männer und zeichnet sich durch den Umstand aus, das betroffene Personen unwillkürlichen Harnverlust erleiden, während sie körperliche Anstrengungen ausüben. Je nach Schweregrad der Funktionsstörung kann dies beim Heben von schweren Gegenständen, Niesen oder sogar Lachen geschehen.

Bei einer Belastungsinkontinenz ist der Schließmuskel der Blase geschwächt. Zusätzlicher Druck führt dann unweigerlich zum ungewollten Verlust von Urin.

Symptome der Belastungsinkontinenz

Das Hauptsymptom einer Belastungs- oder auch Stressinkontinenz, ist der völlig ungewollte und unkontrollierbare Verlust von Urin während einer körperlichen Belastung. Druck, der auf den Bauchraum ausgeübt wird führt dazu, dass betroffene Personen den Urin nicht länger halten können und somit verlieren.

Der Begriff der körperlichen Belastung ist dabei weit gefächert. So muss der Urinverlust nicht zwangsläufig bei sportlichen Aktivitäten passieren, sondern kann auch, in schwerwiegenderen Fällen, durch leichtere körperliche Aktivitäten ausgelöst werden. Auch natürliche Reflexe, wie Husten, Niesen oder auch Lachen können dazu führen, dass sich die Blase tröpfchenweise oder vollständig entleert.

Unruhezustände sowie Einschnitte in Lebensqualität und Sozialverhalten

Schon bei leichteren Formen einer Harninkontinenz verspüren betroffene Personen beider Geschlechter Unruhezustände und Momente, in denen Stress das vorherrschende Gefühl zu sein scheint. Unsicherheit und Angst vor sozialer Ausgrenzung bringen viele betroffene Personen dazu, sich sozial zu isolieren und Sozialkontakte auf ein Minimum zu reduzieren.

Schweregrad der Belastungsinkontinenz verändert Symptome

Der Schweregrad einer Belastungsinkontinenz gibt indirekt Auskunft über die Schwere der Symptomatik. Je höher der Schweregrad, desto wahrscheinlicher der Urinverlust auch während leichter körperlicher Tätigkeiten.

Die verschiedenen Schweregrade

Eine Belastungsinkontinenz lässt sich in verschiedene Schweregrade unterteilen, je nachdem wie ausgeprägt und fortgeschritten die Funktionsstörung bereits ist.

Belastungsinkontinenz Grad 1 – schwache Ausprägung

Beim ersten Schweregrad ist eine schwache Ausprägung gegeben. So tritt ein Verlust von Urin erst bei starker Drucksteigerung im Bauchraum auf, was einer stärkeren körperlichen Belastung entspricht. Diese Tätigkeiten sind beispielsweise starkes Niesen, Lachen, das heben von schweren Gegenständen oder starkes Pressen.

Belastungsinkontinenz Grad 2 – mittlere Ausprägung

Beim zweiten Grad einer Belastungsinkontinenz ist die Funktionsstörung bereits ausgeprägter. So tritt Harn- bzw. Urinverlust bereits bei einer mäßigen Drucksteigerung im Bauchraum aus. Dies geschieht bei mittleren oder mäßig anstrengenden Tätigkeiten wie Treppensteigen, Aufstehen, Gehen und Laufen sowie natürlich allen schwereren Tätigkeiten.

Belastungsinkontinenz Grad 3 – starke Ausprägung

Der Grad 3 bezeichnet bei einer Belastungsinkontinenz eine starke Ausprägung, wo Harnverlust bereits bei schwacher Drucksteigerung im Bauchraum oder in einer liegenden Position möglich ist.

Grad der Belastungsinkontinenz und ihr Einfluss

Der Grad der Schwere einer Belastungsinkontinenz hat nicht nur Einfluss auf Symptomatik und Diagnostik. Der Grad beeinflusst oftmals das gesamte Leben der betroffenen Person im Alltag, bei der Ausübung von sozialen Kontakten und bei Reisen oder längeren Fahrten.

Therapie und Behandlung

Die direkte Therapie und Behandlung einer Belastungsinkontinenz orientiert sich immer am Schweregrad und Stadium der Funktionsstörung.

Bei leichteren Formen der Belastungsinkontinenz bei Männern und Frauen kann ein gezieltes und regelmäßiges Training der Beckenbodenmuskulatur einen positiven Einfluss auf den Verlauf bewirkt. So können eine deutliche Verbesserung der Symptome bis hin zu kompletter Symptomfreiheit erreicht werden.

Das Beckenbodentraining für Zuhause

Die Beckenbodenmuskulatur kann, genau wie jeder weitere Muskel im menschlichen Körper, gezielt trainiert werden um einer Belastungsinkontinenz gezielt vorzubeugen und gilt auch als wichtigste Maßnahme bei der Therapie und Linderung einer bereits bestehenden Belastungsinkontinenz:
  • Für dieses Training muss der Beckenboden selbst gezielt für mehrere Sekunden angespannt werden. Dabei muss darauf geachtet werden, dass bei der gezielten Anspannung, wenn möglich, ausgeatmet wird.
  • Die korrekte Durchführung der Übung kann daran gemessen werden, wenn die betroffene Person eine Anhebung der Beckenbodenmuskulatur nach innen verspürt.
  • Gleichzeitig muss darauf geachtet werden, dass während der Übung das Gesäß, die Innenschenkel sowie die Bauchmuskulatur relativ entspannt bleiben.
  • Am Ende kann der Beckenboden wieder entspannt werden.
Für eine gute Trainingseinheit sollte der Vorgang vier bis fünfmal wiederholt werden, bestenfalls mehrmals täglich. Die Übung kann im Stehen, im Sitzen sowie im Liegen problemlos durchgeführt werden. Erste Erfolge können bereits nach wenigen Wochen gespürt und wahrgenommen werden.

Unterstützung der therapeutischen Maßnahmen

Die wichtigste Maßnahme, das Training der Beckenbodenmuskulatur, kann therapeutisch unterstützt oder bei schweren Verläufen auch mit anderen Maßnahmen erweitert werden.

Therapieunterstützung durch elektrische Stimulation & Biofeedback

Elektrostimulation kann beim Therapeuten in einigen Fällen helfen, die Beckenbodenmuskulatur direkt anzusprechen und zu aktivieren. Kann als zusätzliche Maßnahme zum Beckenbodentraining genutzt werden. Während eines vorbeugenden Trainings des Beckenbodens oder bei therapeutischen Maßnahmen kann zur Unterstützung ein Gerät für das Biofeedback eingesetzt werden. Bei diesem Gerät können durch optische und akustische Signale die Kontraktionen des Beckenbodens besser wahrgenommen werden. Dadurch lernen Betroffene Personen Toilettengänge und Situationen im Alltag mit weniger Druck auf den Beckenboden auszuüben und diesen zu stärken.

Hilfsmittel zur Therapieunterstützung für Frauen

Frauen können im Bereich des gezielten Beckenbodentrainings auch auf Hilfsmittel zur Unterstützung zurückgreifen. Eine Möglichkeit für Frauen sind die sogenannten Scheidengewichte, klein und tamponförmig, die in die Scheide eingeführt werden können. Betroffene Frauen können dann gezielt die Beckenbodenmuskulatur einsetzen, um die eingeführten Gewichte im inneren zu behalten und so gezielt die Muskulatur zur Inkontinenzvorbeugung trainiert werden.

Versorgung mit Inkontinenzartikel und therapieunterstützende Maßnahmen

Ist die Belastungsinkontinenz bereits weit fortgeschritten und in einem stärkeren Schweregrad angesiedelt, können Inkontinenzprodukte wie Einlagen und Ableitungssysteme den Betroffenen ein Stück Lebensqualität zurückgeben. Die Versorgung von Inkontinenzprodukten ist dabei therapieunterstützend und gibt Anwendern ein Gefühl von Sicherheit, da das Produkt nach Gebrauch einfach ausgetauscht und abgeworfen werden kann.

Möglichkeit einer medikamentösen Therapie

Die Belastungsinkontinenz kann auch als Folge einer hormonellen Veränderung und als Mangelerscheinung auftreten. Bei Frauen beispielsweise kann ein Östrogenmangel als Ursache auftreten. In bestimmten Fällen kann daher eine Hormontherapie mittels lokaler Medikation eine positive Auswirkung haben. Medikamente unter dem Wirkstoff Duloxitin können eine Stärkung des Blasenschließmuskels bewirken und unterstützend verschrieben werden.

Operative Eingriffe

Bei schweren Verläufen einer Belastungsinkontinenz kann es passieren, dass keine Besserung der Symptome durch alle therapeutischen Möglichkeiten erfolgt. Wenn gezieltes Beckenbodentraining, die Reduktion von Übergewicht, eine gesunde Lebensweise und die medikamentöse Therapie keine Resultate erzielen, bleibt die Möglichkeit eines operativen Eingriffes durch unterschiedliche Verfahren, die der Schwere der Belastungsinkontinenz und den Lebensumständen angepasst wird.

Einer Belastungsinkontinenz gezielt vorbeugen

Die Auslöser der ersten Symptome einer Belastungsinkontinenz sind in vielen Fällen eine Schwächung der Beckenbodenmuskulatur und des Bindegewebes. Um einer Belastungsinkontinenz vorzubeugen, sollten Betroffene regelmäßig ein Training der Beckenbodenmuskulatur durchführen um den Haltemechanismus zu unterstützen.

Vorbeugendes Training der Beckenbodenmuskulatur gegen Belastungsinkontinenz

Durch ein gezieltes Training der Beckenbodenmuskulatur kann schon in jüngeren Jahren gezielt gegen die Belastungsinkontinenz vorgegangen werden. Frauen wird ein gezieltes Training der Beckenbodenmuskulatur bereits vor einer eventuellen Schwangerschaft empfohlen, um Spätfolgen und eine Belastungsinkontinenz der Geburt zu vermeiden. Nach der Geburt ist meist ein Training unvermeidlich und muss regelmäßig, bestenfalls mehrmals täglich durchgeführt werden.

Therapeutische Maßnahmen als Vorbeugung geeignet

Die meisten therapeutischen und vorbeugenden Maßnahmen gegen Belastungsinkontinenz bei Männern und Frauen zielen auf den Erhalt und die Stärkung der Beckenbodenmuskulatur ab. Weitere Maßnahmen unterstützen das Training des Beckenbodens und helfen, gezielt gegen Belastungsinkontinenz vorzubeugen.

Reduktion von Übergewicht & gesunde Lebensweise

Durch zusätzliches Körpergewicht wird der Beckenboden direkt belastet. Eine Gewichtsreduktion hilft, den Risikofaktor zu mindern und eine Linderung der Beschwerden herbeizuführen. Eine gesunde Lebensweise ist der wichtigste Faktor als Vorbeugung einer Belastungsinkontinenz. Dazu gehören ausreichend Bewegung, ein normales Gewicht sowie der Verzicht auf Harntreibende Getränke.

Ursachen einer Belastungsinkontinenz

Ursachen die zu einer einschränkenden Harninkontinenz beim Mann führen sind vielfältig und nicht immer eindeutig auffindbar. Größtenteils finden sich Ursachen der Harninkontinenz direkt an der Blase, dem Harnableitungssystem oder im zentralen Nervensystem. Viele ungünstige Faktoren begünstigen eine Harninkontinenz im hohen oder auch schon jungen Alter:

Die Ursachen einer Belastungsinkontinenz bei Frauen

Für Frauen stellt die Belastungsinkontinenz die häufigste Form der Harninkontinenz dar. Dabei spielt das Alter bei Frauen keine Rolle, die Belastungsinkontinenz kann bereits in jüngeren Jahren bei ihnen einsetzen. Bei Frauen spielen viele unterschiedliche Faktoren bei der Ursache einer Belastungsinkontinenz eine ausgeprägte Rolle:
  • Geburten
  • Menopause
  • Östrogenmangel
  • Schwächung des Bindegewebes

Diese Faktoren begünstigen und fördern eine Schwächung der Beckenbodenmuskulatur und des Bindegewebes was oftmals zu den ersten Symptomen einer Belastungsinkontinenz führt. Ist die Schwächung der Beckenbodenmuskulatur bereits weit fortgeschritten, kann es passieren, dass Beckenorgane und Blase sich senken. Die Druckverhältnisse auf die Blase ändern sich und begünstigen den weiteren Verlauf einer Belastungsinkontinenz. Auch Adipositas, Übergewicht, spielt eine Rolle bei begünstigenden Faktoren. Durch erhöhte Ansammlung von bauchfett erhöht sich der Druck auf den Bauchraum und die Inkontinenz wird in der Entstehung begünstigt. Im Alter kann es passieren, dass Frauen zusätzlich zu der Belastungsinkontinenz an einer Dranginkontinenz leiden, was nach der Menopause oftmals zu einer Mischinkontinenz führt.

Die Ursachen einer Belastungsinkontinenz bei Männern

Im Gegensatz zu Frauen ist bei Männern die Belastungsinkontinenz seltener vorkommend, Männer leiden dafür häufiger an den Formen einer Drang- und Mischinkontinenz. Tritt bei männlichen Betroffenen eine Belastungsinkontinenz auf, ist diese sehr häufig nach operativen Eingriffen an der Prostata anzutreffen. Die Prostata eines Mannes liegt anatomisch in der Nähe von Harnröhre und Blase, was bei operativen Eingriffen die Gefahr erhöht, Strukturen zu beschädigen und eine Inkontinenz auszulösen.

Fazit

Für viele betroffene Personen ist eine Belastungsinkontinenz mit hohem Leidensdruck verbunden. Regelmäßiger Verlust von Urin selbst bei leichteren körperlichen Tätigkeiten bringt viele Personen zu einer sozialen Isolation. Dabei gibt es Möglichkeiten, einer Belastungsinkontinenz gezielt vorzubeugen – regelmäßiges Beckenbodentraining hilft bei beiden Geschlechtern einen positiven Verlauf einer möglichen Harninkontinenz zu erlangen. Auch als Therapie kann regelmäßiges Training gepaart mit einer Versorgung von Inkontinenzartikel die Lebensqualität der Betroffenen Personen direkt zum positiven beeinflussen und die Symptomatik der Belastungsinkontinenz lindern.

Eine gesunde Lebensweise sowie ausreichend Bewegung helfen dabei, eine Harn- oder Belastungsinkontinenz bei Männern und Frauen bis ins hohe Alter günstig zu beeinflussen.
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