Lexikon
Überlaufblase / Überlaufinkontinenz
Definition – Die funktionelle Überlaufblase / Überlaufinkontinenz
Bei der Überlaufblase, auch Überlaufinkontinenz genannt, handelt es sich um eine Erkrankung mit im Laufe der Zeit immer größer werdender Harnblase. Der Harnabfluss innerhalb des Ableitungssystems ist gestört und die Blase kann sich nicht vollständig entleeren. Ursache dafür sind oftmals körperliche Gründe, wie ein verengter Blasenausgang.Infolge dieser oft fortgeschrittenen Form der Harninkontinenz tritt Urin kontinuierlich und in kleinen Mengen aus der Harnröhre, während sich die Blasenwand kontinuierlich dehnt.
Symptome & Diagnostik
Die Überlaufblase / Überlaufinkontinenz ist aufgrund ihres Verlaufes mit mehreren Symptomen behaftet. Hauptsächliche Symptomatik ist ein häufiges und oft kontinuierliches Wasserlassen, mit jedoch geringem Miktionsvolumen, einer geringen Menge an Urin. In der Blase verbleibt dauerhaft eine restliche Menge Urin, die eine kontinuierliche Dehnung der Blase verursacht. So werden die Hauptsymptome verstärkt und die Erkrankung im fortschreitenden Stadium immer unangenehmer. Viele betroffene Personen klagen auch über Schmerzen im Unterleib oder Bauchraum, was von einer kontinuierlich gedehnten Blase herrühren kann.Weitere Symptome der Überlaufblase und ihre Folgen
Neben den klassischen Hauptsymptomen gibt es noch weitere einschneidende Faktoren in der Symptomatik einer Überlaufblase, die zu im schlimmsten Fall zu Folgeschäden oder Folgeerkrankungen führen können.Hautirritationen
Durch den kontinuierlichen Austritt von Urin aus der Harnröhre kommt es unweigerlich zu Hautirritationen und Hautschäden. Dies geschieht aufgrund des hohen Säuregehaltes von Urin.Niereninsuffizienz
Wird eine Überlaufblase / Überlaufinkontinenz nicht durch medizinische Maßnahmen therapiert und behandelt, kann sich ein Rückstau von Urin in die Harnableiter und schließlich auch in die Nieren bilden. Im weiteren Verlauf kann es dadurch zu einer Niereninsuffizienz führen, dem kompletten oder teilweisen Funktionsverlust der Niere.Die Harnvergiftung – Urämie
Bei einer unbehandelten Überlaufblase / Überlaufinkontinenz kann, wenn nicht medizinisch behandelt oder therapiert, eine Niereninsuffizienz folgen. Im Anschluss folgt, ohne weitere medizinische Behandlung, eine Harnvergiftung. Die Harnvergiftung selbst ist das absolute Endstadium einer Niereninsuffizienz, gleich ob chronisch oder akut. Die Nieren stelle alle Funktionen und Funktionsweisen ein, es kommt zum absoluten Harnverhalt mit Vergiftung des Blutes.Diagnostische Möglichkeiten
Viele betroffene Personen scheuen aus Scham über die symptomatische Belastung den Gang zu ihrem Arzt. Dabei kann eine frühzeitige Diagnose helfen, geeignete Therapie- und Behandlungsmöglichkeiten zu finden sowie den Verlauf frühzeitig günstig zu beeinflussen.Die ausführliche Anamnese
Das Anamnese-Gespräch beim Haus- oder Facharzt sollte sehr ausführlich gestaltet werden. Durch Schilderung der Beschwerden, Symptome und die Vorgeschichte des Patienten kann der behandelnde Arzt die Erkrankung eingrenzen und weitere diagnostische Maßnahmen veranlassen. Einen direkten Hinweis auf die Überlaufblase liefert der schleichende Krankheitsverlauf, der anfangs fast vollständig symptomfrei abläuft.Die körperliche Untersuchung
Bei der körperlichen Untersuchung stellt der behandelnde Arzt Vitalparameter fest und ergänzt damit die Anamnese des Patienten. Im Verlauf der körperlichen Diagnostik kann der behandelnde Arzt gegebenenfalls eine Schwellung des unteren Bauchraumes feststellen und abtasten. Verstärkt sich der Verlust von Urin durch Druckausübung oder beginnt, kann die Diagnose mit bildgebenden Verfahren gesichert werden.Die bildgebende Diagnostik
Die bildgebenden diagnostischen Möglichkeiten in der Medizin können eine Verdachtsdiagnose erhärten und sogar bestätigen. Bei einer Überlaufblase kommt ein Verfahren zum Einsatz, das Diaphanoskopie genannt wird. Das Diaphanoskop wird dabei als eine intensive Lichtquelle genutzt, die in der Lage ist, Organwände zu durchleuchten. Dadurch kann der behandelnde Arzt Transparenz, Gewebedichte und eventuellen Inhalt eines Organs zu betrachten und zu beurteilen. Das Ultraschallverfahren kann für Harnblase und Nierenbecken genutzt werden. Bei einem Verdacht auf ein Karzinom kann die Computertomografie, CT, Klarheit verschaffen.Therapie und Behandlung
Die direkte Therapie und Behandlung der Überlaufblase orientiert sich immer am Schweregrad und Ursache der Erkrankung.Therapeutische und unterstützende Maßnahmen
Kommt als Ursache ein Verschluss des Urinabflusses durch Fremdkörper oder wucherndes Gewebe in Betracht, kann in den meisten Fällen nur ein operativer Eingriff am Patienten Besserung und Linderung verschaffen. Auch Karzinome können, in Beteiligung einer Strahlen- oder Chemotherapie, operativ entfernt werden, wogegen eine vergrößerte Prostata in vielen Fällen durch eine medikamentöse Therapie. Cholinergika steigern die Muskelaktivität und begünstigen eine verminderte Blasenaktivität. Als unterstützende Maßnahmen können betroffene Personen Inkontinenzmaterial nutzen, was die unangenehmen Folgen einer Überlaufblase etwas eindämmt und Teilnahme am sozialen Leben ermöglicht. Ein gezieltes Toiletten- und Blasentraining kann den Verlauf günstig beeinflussen.Versorgung mit Inkontinenzartikel
Die Versorgung mit Inkontinenzartikeln ist eine wichtige Säule in der therapeutischen Behandlung einer Überlaufblase. Bei chronischen oder akuten Verläufen kann Inkontinenzmaterial, trotz unangenehmer und oftmals beschämender Beschwerden, die Möglichkeit der Teilnahme am sozialen Leben und entlastet somit die angespannte Situation.Operative Eingriffe
Handelt es sich bei der Überlaufinkontinenz um eine chronisch obstruktive Überlaufblase, so kann der oft physiologisch versperrte Blasenausgang in fast allen Fällen operativ behandelt werden, um die reguläre Funktion der Blase wiederherzustellen.Medikamentöse Therapie
Ist die Ursache der Blasenfunktionsstörung eine funktionelle Überlaufblase, ist oftmals ein zu schwacher Blasenmuskel der Grund dafür, dass sich die Blase nicht vollständig entleeren kann. Hier kann eine gezielte medikamentöse Therapie, eventuell in Verbindung mit einer Elektrostimulation, die Blase in ihrer natürlichen Funktion stärken und zur Regeneration anregen.Mögliche Komplikationen während einer Therapie
Während der Behandlung und therapeutischen Begleitung der Überlaufblase kann es anfangs zu einer erhöhten Urinausscheidung, der sogenannten Polyurie, kommen. Dabei können täglich mehrere Liter Urin abgehen und es müssen kontinuierlich und dauerhaft Toilettengänge durchgeführt werden. Wichtig ist die Überprüfung des Mineralhaushaltes, da dieser durch den ständigen Abgang von Urin gestört sein kann.
Wenn plötzlich regelmäßig Toilettengänge durchgeführt werden, kann es passieren, dass die dauerhaft gedehnte Blase in sich zusammenfällt, da sie nun komplett geleert wird. Dies geht in einigen Fällen mit leichten Blutungen an der Schleimhaut einher.
In einem fortgeschrittenen Stadium, mit Stauungen der oberen Harnwege, kann eine direkte Harnableitung Linderung verschaffen und Nieren, Blase sowie Harnwege bei der Regeneration unterstützen.
Gezielt vorbeugen bei einer Überlaufblase / Überlaufinkontinenz
Die Überlaufinkontinenz, auch Überlaufblase genannt, besitzt viele unterschiedliche und auslösende Faktoren, von denen die meisten altersbedingt auftreten können. Die vorbeugenden Maßnahmen einer Überlaufblase / Überlaufinkontinenz unterscheiden sich kaum von denen anderer Formen der Harninkontinenz bei Frauen und Männern.Gesunde Lebensweise beugt genereller Inkontinenz vor
Eine gesunde Lebensweise hilft, Übergewicht zu reduzieren, sowie Bewegungsmangel und Grunderkrankungen im Alter, etwa Diabetes Mellitus, vorzubeugen. Mit ausreichender Bewegung, einer ausgewogenen Ernährung und dem Verzicht auf Stress können auch alle anderen Formen einer Inkontinenz mit altersbedingten Auslösern so weit wie möglich aufgeschoben werden.Training der Beckenbodenmuskulatur als Wundermittel gegen Inkontinenz
Ein gezieltes Training der Beckenbodenmuskulatur kann in jeder Lebensphase unproblematisch durchgeführt werden und hilft, bereits in jungen Jahren erfolgreich einer späteren Inkontinenz vorzubeugen. Wichtig ist die Regelmäßigkeit des Trainings, das bestenfalls mehrmals täglich durchgeführt wird.Ursachen einer Überlaufblase / Überlaufinkontinenz
Die Ursachen, die zu einer Überlaufblase / Überlaufinkontinenz führen können, sind vielseitig, breit gefächert und unterscheiden sich nach Art der bestehenden Überlaufinkontinenz – funktional oder chronisch obstruktiv.Eine häufige Möglichkeit ist eine Störung im Abfluss der Harnblase, der es Betroffenen unmöglich macht, die Blase vollständig zu entleeren. Weitere Ursachen sind durch organische oder hormonelle Veränderungen im Alter möglich, eine Unterfunktion der Blasenmuskulatur beispielsweise oder eine vergrößerte Prostata. Veränderungen im Gewebe durch Verletzungen innerhalb der Harnröhre, etwa durch eine nicht korrekte Katheterisierung, könne ebenfalls zu einer Verengung führen und so Auslöser für eine Überlaufblase sein.
Doch bereits eine einmalige akute Überdehnung der Blase kann im ungünstigsten Fall der Auslöser für eine Überlaufblase darstellen. Das kann beispielsweise während oder nach operativen Eingriffen geschehen.
Neurologische oder psychiatrische Ursachen einer Überlaufblase sind selten zu beobachten, dafür schlechter zu behandeln. Bei der Therapie von neurologischen Auslösern einer Überlaufinkontinenz orientieren sich behandelnde Ärzte an den Grunderkrankungen:
- Multiple Sklerose
- Diabetes Mellitus
- Parkinson
Die chronisch obstruktive Überlaufblase / Überlaufinkontinenz
Neben der klassischen Überlaufblase gibt es noch eine zweite Form der Blasenerkrankung – die chronisch obstruktive Überlaufblase. Bei dieser Variante wird der Blasenausgang durch ein Hindernis oder eine Beeinträchtigung blockiert. Dadurch kann sich die Blase nicht vollständig entleeren und es kommt zu einer Überlaufblase. Ein klassisches Beispiel für den Verlauf ist die chronisch obstruktive Überlaufblase durch eine vergrößerte Prostata bei männlichen Betroffenen.Diese Form der Harninkontinenz wird in vielen Fällen durch natürliche Alterungsprozesse ausgelöst.
Chronische obstruktive Überlaufblase – Unterschied zwischen Männern und Frauen
Diese Variante der Überlaufblase / Überlaufinkontinenz, die chronisch obstruktive Überlaufblase, betrifft häufiger männliche Personen in einem fortgeschrittenen Alter. Aufgrund des altersbedingten Risikos einer vergrößerten Prostata, in der Medizin auch benigne Prostatahyperplasie genannt, kann diese, unter der Blase liegend, den Blasenausgang verschließen. Prostatakarzinome, Tumore der Prostata, können ebenfalls den Blasenausgang verschließen und ursächlich eine chronisch obstruktive Überlaufblase auslösen.Bei weiblichen Betroffenen tritt die chronisch obstruktive Überlaufblase zwar seltener in der Häufigkeit, nicht jedoch in der Intensität. Als Hauptursachen bei Frauen wird eine Absenkung der Gebärmutter sowie Karzinome genannt.
Ursachen der chronisch obstruktiven Überlaufblase
Ursächlich für die chronisch obstruktive Variante sind oftmals behindernde Fremdkörper oder beeinflussende Gewebeveränderungen in der Region des Harnaustritts.Geschlechtsspezifische Ursachen
- Vergrößerung der Prostata bei männlichen Betroffenen
- Karzinome der Prostata bei männlichen Betroffenen
- Absenkung der Gebärmutter bei weiblichen Betroffenen
- Karzinome der Gebärmutter
Unspezifische Ursachen
- Operative Behandlungen und Eingriffe
- Blasensteine • Vernarbungen der Harnröhre
- Vorfälle und Verletzungen der Bandscheibe
- Karzinome der Harnröhre
- Karzinome der Harnblase
Fazit
Die Beschwerden einer Überlaufblase werden von betroffenen Personen oftmals als unangenehm, störend, einschneidend und belastend empfunden. Dabei gibt es keinen Grund einer schambehafteten Zurückhaltung und einem klärenden Gespräch mit dem eigenen Hausarzt. Mittlerweile gibt es gute Therapieansätze und Hilfsmittel, die Ursachen einer Überlaufblase gezielt behandelt und gelindert werden. In vielen Fällen kann die Ursache behoben werden, was zu einem deutlichen Anstieg der Lebensqualität führt.Vorbeugende Maßnahmen, eine gesunde Lebensweise, ausreichend Bewegung und die gezielte Unterstützung mit Hilfsmitteln, etwa Inkontinenzmaterial, helfen dabei, eine Harn- oder Überlaufinkontinenz bei Männern und Frauen bis ins hohe Alter günstig zu beeinflussen.